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Träume eines Urlaubs-Seglers.

 Der Traum eines jeden engagierten Amateur-Seglers ist, einmal eines der großen Meere zu überqueren.
Oft sind diese Reisen, durch lesen einschlägiger Reiseberichte, schon so bekannt,
als hätte man diesen Trip bereits gewagt.


Segler, die bereits Hochsee-Meilen hinter sich haben,
werden beneidet und selbst verschiebt man seinen eigenen Wunsch von Mal zu Mal.
- keine Zeit, kein Geld, dieses Jahr schlechtes Wetter, erst mal ärztlich untersuchen lassen,
ich trau mich nicht - Alles Ausreden und es gibt noch hundert Einwände mehr -
Es ist wie immer im Leben, solange nicht der erste Schritt gemacht wird,
bleibt jedes Vorhaben nur ein Traum.

 Mit dem Entschluss es zu tun öffnet sich ein wahrer Fragen-Katalog.
Also beginnt man alle zu klärenden Punkte
zu notieren, die einem einfallen!
... und die Fragen, welche einem spontan nicht einfallen, sind in der weitaus umfangreicheren Überzahl.

 Der Segler, der bereits seit Jahren im Mittelmeer seine Urlaubstörns durchführt, kennt die Situation bei
stürmischen Wetterbedingungen einen Tagestrip bewältigt zu haben, am Abend erschöpft einen sicheren
Hafen anzulaufen, dort eine warme Dusche geniessen und
in einem Restaurant mit seinen Freunden gemütlich essen zu gehen.

 Bei einer Langfahrt über den Atlantik muss auf diesen Luxus zum größten Teil verzichtet werden.
Nach einer 4-stündigen Wache im Cockpit hinter dem Ruderrad, bei Windstärke 6 - 8 Bft und 5 Meter
Welle, spritzenden Gischtfontänen der Wellen, die gegen die Bordwand klatschen,
wird die Sehnsucht nach der Ablösung durch den nächsten Segelkameraden immer größer.
Doch danach ist kein Hafen, keine Dusche und kein Restaurant in Sicht.

 Die Freude endlich, bei stark schwankendem Boot, aus dem wasserdichten Seezeug zu kommen
und der Stolz diese Etappe geschafft zu haben überwiegt in diesem Moment.
Den Logbuch-Eintrag noch durchführen und das Seezeug
an einem sicheren Platz zum Abtropfen aufhängen, ohne dass Mitsegler behindert werden oder deren
Bekleidung wieder nass zu machen. Jetzt kann an das "leibliche Wohl" gedacht werden.
Man hangelt sich zur Pantry, sich verkeilend Halt suchend wird je eine dicke Scheibe Wurst und
Brot abgeschnitten, man greift sich eine Büchse Bier oder eine Flasche Wasser,
versucht alles mit einer Hand festzuhalten, kämpft sich zum Salontisch rüber,
bemüht dahinter einen sicheren Platz zu finden und versucht das "Blechbrötchen" zu öffnen,
vom Brot und der Wurst abzubeißen, ohne dass ein Teil abgelegt wird,
denn dieses würde bei der nächsten Welle in sekundenschnelle den Tisch wieder verlassen haben.

 Es wird alles wieder aufgeräumt, Messer abgespült, damit der Nachfolgende es wieder benutzen
kann, Bierdose entsorgen, Tisch abwischen und versuchen zu schlafen.
Die Betonung liegt auf versuchen, denn das Boot rollt hin un her,
unter der Koje (im Heck) liegt der Dieseltank der gluckert und gurgelt - ununterbrochen,
- in der Bugkabine schlägt dafür der Bug in die Wellen und oft erzittert das ganze Boot -,
Wellen schlagen gegen die Bordwand, möglicherweise läuft der monoton brummende Generator um die
Batterien aufzuladen, denn 2 Kühlschränke, Kartenplotter / Navigation, Licht, Positionslampen,
Ladegeräte usw. brauchen Strom.
Wenn der Platz auf dem Boot es zuläßt, hat man eventuell eine Einzelkabine gebucht und muß sich in der
"Schiffschaukel" nicht dem Überrollen des Mitschläfers erwehren. ... wie gesagt schlafen versuchen!
Das Thema Toilettengang soll hier nicht behandelt werden - sondern nur erwäht sein!

 Und in spätestens 4-8 Stunden wird man wieder von irgendjemanden geweckt, die nächste Wache beginnt.
Beim ersten Mal hat man es "toll" gefunden, beim zweiten Mal "that's live", beim dritten Mal
"abenteuerlich", beim vierten Mal "sch...." - und es sind n
icht einmal 2 Tage vorbei!

 

 Irgendwann wird das Wetter auch mal ruhiger, der aufrechte Gang kann wieder genossen und warmes
Essen kann in Erwägung gezogen werden. Ist dafür im Vornherein ein Koch gemeldet worden, der die
Fähigkeiten eines Schiffskoch's belegen kann, wird er
natürlich von allen
Anderen unterstützt, die nicht gerade Wache haben. Das bedeutet nach Anweisung des
Koch's Kartoffeln und Gemüse schälen, Teig kneten und andere Hilfsdienste leisten - selbstverständlich,
hinterher abwaschen, abtrocknen und alles wieder sicher verstauen.
Problematisch wird es, wenn "Heute mal ein Anderer" ausgerufen wird. Keiner ist darauf vorbereitet
und die Zutaten für das Einfache, was man eventuell "kann", sind garnicht eingekauft worden.
Am besten macht man einfach Rühreier, wem es nicht passt, der soll ins Restaurant gehen.

 Das größte Problem bei einer Langfahrt ist der Umgangston untereinander. Mancher profiliert sich mit
Sprüchen über die Anzahl seiner bereits absolvierten Seemeilen, manchmal sogar der Skipper, wenn
er erzählt welche Boote / Schiffe er schon gefahren / überführt hat und wo er schon überall war
und unter welchen Bedigungen - "da war das viel schlimmer und, und, und ..."
- nach dem Motto-Lied: "Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord ..."

 Wenn der Skipper einer solchen Langfahrt kein psychologisches Fingerspitzengefühl besitzt seinen
eigenen Geltungsdrang zu unterdrücken oder um die gesamte Crew zu einer harmonischen Einheit
zusammenzuführen und die negativen Faktoren nicht zu glätten versteht,
dann kann schnell "dicke Luft" an Bord die Fahrt zur Qual machen.

 Den Skipper einer Überführungsfahrt kann man sich in der Regel nicht aussuchen, eher bei einer
professionellen Charter, wo der Skipper meißtens vorher schon feststeht, aber trotzdem kann
man nie wissen, ob man auf längere Zeit miteinander auskommt.

Die Crew-Mitglieder, die eine Langfahrt buchen, kann man sich schon garnicht aussuchen, man sieht sich
erstmals kurz vor der Fahrt auf dem Boot und dann ist es bereits zu spät etwas ändern zu können.
Wenn man die Möglichkeit hätte die gebuchten Crew-Mitglieder rechtzeitig kennenzulernen,
eventuell per eMail, könnte der persönliche Bezu
g sicherlich vorzeitiger entfremdet werden.
Wenn das nicht der Fall ist, bleibt einem nur das Motto:

 "Ich stelle mir vor mit der Straßenbahn zu fahren und dort wäre es dem Fahrer
auch nicht zuzumuten jeden Ein- und Aussteigenden den Anderen vorzustellen!"

 Mein Vorschlag an jeden der eine Langfahrt-Teilnahme plant, ist,
keine Einzelbuchung vorzunehmen, sondern möglichst mit einer Freundes-Gruppe buchen.